Ich bin Bibi Nageler, 20 Jahre alt und studiere Politikwissenschaft an der Universität Wien. Von einem sorgenfreien Unialltag kann ich, wie die meisten anderen Studierenden, nur träumen. In Zeiten eines globalen Rechtsruck, wachsendem Sozialabbau und neoliberalem Leistungsdruck leiden vor allem jene, die bereits strukturell benachteiligt und marginalisiert sind. Es ist offensichtlich, dass diese Situation nicht länger tragbar ist.
Durch meine Arbeit als Referentin für Sozialpolitik weiß ich genau, dass ein Leben mit dauerhaften Mieterhöhungen, explodierenden Lebensmittelpreisen und sozial selektiven Studiengebühren nicht leistbar ist. Dies ist kein Phänomen unserer Zeit, sondern das Ergebnis eines kapitalistischen Systems. Die Universität ist schon längst kein Ort mehr für freie und offene Bildung, vielmehr wird sie zu einer Ausbildungsstätte, die Wissen wirtschaftlich verwertbar macht.
Gemeinsam mit dem VSStÖ will ich dafür sorgen, dass systemischen Missstände aufgedeckt und die Lebensrealitäten der Studierenden nachhaltig verbessert werden. Gemeinsam können wir für eine Uni Wien kämpfen, die Bildung wirklich für alle zugänglich macht und in der eine bessere Gesellschaft gestaltet werden kann.
Mieterhöhungen, teurere Lebensmittel und viele Nachzahlungen. Aufnahmetests, Mindeststudienzeit und unleistbare Materialien. Durch diese und noch viele weitere Hürden ist das Leben für Studierende zu einem finanziellen Supergau geworden. Um sich die Wohnung, den Lebensunterhalt und die Unterlagen für die Uni überhaupt leisten zu können, müssen über zwei Drittel aller Studierenden neben dem Studium arbeiten gehen – und diese Zahl steigt.
Neben der finanziellen Belastung muss man sich wegen der Mindeststudienzeit und drohender Studiengebühren noch dazu durch das Studium hetzen.
Vor allem Studierende ohne österreichische Staatsbürger_innenschaft haben dabei Pech gehabt, da sie von doppelten Studiengebühren, Einschränkungen zum Arbeitsmarkt und systematischer Diskriminierung betroffen sind. Man fragt sich, wo dabei noch Zeit übrig bleibt für das tolle Studi-Leben, von dem alle immer gesprochen haben. Dafür reichen die aktuellen Beihilfen einfach nicht aus.
Wir wollen das Studi-Leben, von dem alle immer geschwärmt haben. Wir wollen ein ausfinanziertes Bildungswesen, in dem es möglich ist, dass wirklich alle nachhaltig studieren können.
Wir leben in einem patriarchalen und rassistischen System, welches sich in allen Bereichen widerspiegelt, auch an der Uni Wien. Diskriminierende Strukturen wie Rassismus und Sexismus machen nicht vor den Türen der Uni halt, stattdessen werden Betroffene mit weiteren Diskriminierungsformen konfrontiert. Damit muss Schluss sein!
Die Uni muss ein Ort sein, an dem sich alle sicher fühlen können. Deadnaming, diskriminierende Aussagen oder rassistische Lehre dürfen keinen Platz an der Uni haben. Für eine tolerantere und respektvolle Uni braucht es einerseits Sensibilisierungsschulungen, andererseits muss die Lehre an sich hinterfragt werden, da diese keineswegs von kolonialen Strukturen befreit ist. Vor allem Studierende ohne österreichische Staatsbürger_innenschaft werden ungerecht behandelt, da sie von doppelten Studiengebühren, Einschränkungen am Arbeitsmarkt und systematischer Diskriminierung betroffen sind.
Erheben wir die Stimme für eine Uni Wien, an der alle studieren können und an der keine Person mehr Angst haben muss, diskriminiert zu werden.
Die Uni ist voller Barrieren. Eine Behinderung oder Erkrankung darf kein Grund sein, von den Möglichkeiten eines Studiums ausgeschlossen zu werden. Genau das passiert aber, wenn Räume nicht für Menschen mit körperlichen Behinderungen zugänglich sind, wenn Curricula für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu eng werden oder wenn Prüfungsmodalitäten Menschen mit Lernschwächen ihre ECTS verwehren. Diese Hürden gehören weg- geräumt und die Unterstützung von Studierenden muss ausfinanziert werden!
Sprachbarrieren kosten Studienwerber_innen hunderte Euro für Deutschkurse und Zertifikate, nur um ein Studium zu beginnen. Für eine Uni, die allen offensteht, braucht es kostenlose Sprachkurse.
Vielen Lehrpersonen und Mitstudierenden ist gar nicht bewusst, dass diese Problematiken existieren oder wie mit ihnen umzugehen ist. Es braucht also ein gründliches Aufzeigen bestehender Probleme und eine Sensibilisierung.
“Das Weltklima lag 2024 erstmals über der 1,5 Grad- Grenze“. Das Jahr 2025 war gerade einmal 10 Tage alt, als Überschriften wie diese mediale Aufmerksamkeit bekamen. Wir stellen mit Entsetzen fest, dass diese Nachrichten jeden Tag weniger medial behandelt werden. Wenn wir nichts ändern, laufen wir Gefahr, unwiderruflich unseren Planeten zu zerstören.
Damit genau das nicht passiert, müssen wir jetzt entschlossen handeln und alles, was uns möglich ist, tun, um den Klimakollaps zu verhindern. Gerade in der Zeit von Klimaleugner_innen und rechtsextremen Regierungen ist nicht zu erwarten, dass die Bedrohung anerkannt und dringende Maßnahmen gesetzt werden.
Deswegen ist es wichtig, dass auch die größte Universität Österreichs, als Wissenschafts- und Forschungsstandort, ihr Potenzial anerkennt und sich aktiv für eine Änderung des öffentlichen Diskurses einsetzt. Wir müssen endlich Klimaschutz über Profite stellen. Die Universität Wien muss hierbei selbst aktiv werden und darf Klimaschutzinitiativen nicht nur den Studierenden überlassen.