Med Uni Innsbruck
Wahl­programm

Laut für eine soziale Meduni

Faire Bezahlung für Famulaturen & das Klinisch-Praktische-Jahr (KPJ)

35 Stunden arbeiten und trotzdem zu wenig Geld fürs Leben? Während dem KPJ ist es kaum möglich, nebenbei noch erwerbstätig zu sein. Die Bezahlung ist in Tirol aber so schlecht, dass es teilweise nicht mal möglich ist, die Miete zu bezahlen. Famulaturen werden in Tirol gar nicht bezahlt, obwohl viele Famulant_innen wichtige Aufgaben übernehmen. Teilweise sehen sich Studierende gezwungen, im Ausland oder zumindest anderen Bundesländern das KPJ bzw. ihre Famulatur machen. Das trägt dazu bei, dass weniger Personen nach ihrem Medizinstudium in Österreich bleiben. Wir fordern eine gerechte Bezahlung für das KPJ und eine Aufwandsentschädigung für Famulaturen.

Mehr Prüfungstermine – mehr Flexibilität  

Am Ende jedes Semesters gibt es eine große Prüfung, die großen Stress bei vielen Studierenden auslöst. Es braucht mehr Prüfungstermine, um das Studium u. a. besser mit anderen Verpflichtungen wie Lohnarbeit oder Betreuungspflichten vereinbaren zu können und um Studierende psychisch zu entlasten.
Auch bei Prüfungsangst, kann es helfen, zu wissen, dass es in dem Semester noch mehr Möglichkeiten gibt, die KMP zu schreiben und ein Durchfallen nicht unbedingt mit einer Verzögerung im Studium einhergeht. Wir finden, dass vor allem ein zusätzlicher Prüfungstermin Anfang Mai, ein wichtiger Schritt für mehr Flexibilität wäre.

Mehr soziale Gerechtigkeit beim Aufnahmetest

Der Aufnahmetest vor dem Medizinstudium ist für viele eine riesige Hürde. Er ist sozial selektiv und ungerecht. Die Vorbereitung für den Test ist für viele mit sehr hohen Kosten verbunden, sodass die Geldtasche entscheidet, wer sich wie gut vorbereiten kann, bzw. wer überhaupt teilnehmen kann. Wir fordern, deshalb gratis Vorbereitungsmaterialen und Kurse. Die Medizinischen Universitäten sollen genaue Vorbereitungsunterlagen zur Verfügung stellen, damit alle bessere Chancen auf einen Studienplatz haben. Außerdem fordern wir finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für die Vorbereitungszeit. In langfristiger Sicht ist eine Ausfinanzierung von Hochschulen und eine Abschaffung von Aufnahmetests unser Ziel.

Mental Health

Krisen sind allgegenwärtig. Ob die Klimakrise, die Corona-Pandemie oder die Teuerung, wir schlittern von einer Krise in die nächste. Auch Mehrfachbelastungen wie Lohnarbeit oder Kinder- bzw. Angehörigenbetreuung neben dem Studium lasten oftmals auf uns Studieren- den. Eine Befragung durch die ÖH Bundesvertretung hat ergeben, dass 2/3 aller befragten Studierenden mit einer schlechten mentalen Gesundheit zu kämpfen haben. Es ist an der Zeit, dagegen endlich etwas im großen Rahmen zu unternehmen! Deshalb fordern wir den Ausbau der psychologischen Studierendenberatung und zusätzlich ein gratis Therapieangebot für alle Studierenden.
 

Laut für finanzielle Entlastung

Sozialfördertopf ausbauen

Ein Sozialfördertopf ist dafür da, dass Studierenden mit wenig Geld unter die Arme gegriffen werden kann. Besonders im Medizinstudium ist es schwierig, Lohnarbeit mit dem Studium vereinbaren zu können. Wenn die nötige Unterstützung von den Eltern fehlt, ist es wichtig, dass die ÖH mithilfe eines Sozialfördertopfes den Student_innen unter die Arme greift. Es gibt zwar bereits solch einen Fördertopf, allerdings wird er kaum beworben. Wir fordern deshalb, dass mittels einer Kampagne stärker auf den Sozialfördertopf und andere Unterstützungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht wird. Außerdem fordern wir, dass der Sozialfördertopf gerade in Zeiten der Teuerungen aufgestockt wird! Damit auch wirklich alle Student_innen finanzielle Unterstützung bekommen, die diese benötigen.

Abschaffung von Studiengebühren

In Österreich muss man pro Semester 363,36 € an Studiengebühren zahlen, wenn die Mindeststudienzeit inkl. der Toleranzsemester überschritten wird. Dadurch werden Studierende mit Betreuungspflichten und/oder weniger finanziellen Mitteln klar benachteiligt. Es ist klar, dass Studierende, die neben der Uni arbeiten müssen, oft auch für den Abschluss länger brauchen und dadurch den Studiengebühren zum Opfer fallen. Noch härter betroffen sind Studierende aus Drittstaaten, die ab dem ersten Semester sogar 726,72 € bezahlen müssen, um in Österreich studieren zu dürfen. Deshalb fordern wir weiterhin die österreichweite Abschaffung von Studiengebühren. Bis dahin wollen wir, dass die Medizinische Universität Innsbruck die Studiengebühren für alle Studierende abschafft. Das ist möglich – man muss es nur wollen!

Toleranzsemester ausbauen

Die Mindeststudienzeit beim Medizinstudium beträgt 12 Semester. Das ist doppelt so lang wie bei anderen Studiengängen, wo die Mindeststudienzeit lediglich 6 Semester beträgt. Trotzdem gibt es, genau wie bei allen anderen Studiengängen auch, fürs Medizinstudium nur zwei Toleranzsemester. Das ist ungerecht, wenn das Studium schon doppelt so lange dauert. Es gibt viele Gründe, weshalb das Studium nicht in Mindeststudienzeit absolviert werden kann: Lohnarbeit, Betreuungspflichten, chronische Krankheiten. Das sind nur wenige Gründe. Wir fordern deshalb die Ausweitung der Toleranzsemester auf vier Semester!

Nimm dir eine Auszeit!

Es gibt nur wenige Gründe, warum sich Personen an der Medizinischen Universität Innsbruck beurlauben lassen  können und es braucht dafür bestimmte bürokratische Nachweise, wie eine fachärztliche Bestätigung. Das Leben ist unberechenbar und es kann Situationen geben, in denen wir Studis uns nicht in der Lage fühlen, unser Studium weiterzuführen und eine kurzzeitige Auszeit brauchen. Deshalb fordern wir eine einfache Beurlaubung ohne bürokratische Hürden!

Laut für inklusive Lehre

Diversität in Unterlagen

Pulsoxymetrie funktioniert nicht zuverlässig bei People of Color. Hautkrankheiten sehen oft ganz anders aus und in keinem typischen Medizinlehrbuch sind Schwarze, Indigene und People of Color repräsentiert. Außerdem gibt es manche Krankheiten viel häufiger oder seltener bei bestimmten Personengruppen und Medikamente wirken teilweise anders bei unterschiedlichen Ethnien. Eine diversitätsbewusste Darstellung von Krankheiten und medizinischen Phänomenen ist unerlässlich, um eine angemessene Versorgung für alle Patient_innen sicherzustellen. Wir fordern deshalb, dass Lehrpersonen mehr auf diese Themen aufmerksam machen und wenn möglich auch Abbildungen von People of Color verwenden, wenn das sinnvoll ist.

Inklusiven Umgang in ÄGF lernen 

Im Humanmedizin- und Zahnmedizinstudium gibt es das Fach Ärztliche Gesprächsführung (ÄGF). In diesem Fach lernen Student_innen, wie mit Patient_innen am besten gesprochen wird. Was allerdings dabei vergessen wird, ist inklusive Sprache. Dabei ist es wichtig, dass bei medizinischen Gesprächen auf eine Sensibilität in Bezug auf u. a. queere Themen geachtet wird. Gerade für trans und inter Personen können falsche Begriffe oder unsensible Fragen zu einer großen Belastung führen, weshalb viele trans und inter Personen Ärzt_innen einfach nicht aufsuchen. Deshalb ist es wichtig, dass bereits bei der Ausbildung darauf geachtet wird, dass zukünftige Ärzt_innen diesbezüglich besser geschult werden. Wir fordern, dass queer-inklusive Sprache in das Fach Ärztliche Gesprächsführung (ÄGF) aufgenommen wird.

Freifach Schwangerschaftsabbrüche

Der häufigste operative Eingriff in der Gynäkologie sind Schwangerschaftsabbrüche. Trotzdem gibt es kaum eine Möglichkeit, den Eingriff zu erlernen. In Tirol gibt es nur einen Arzt, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt und bald in Pension geht. Beinahe hätte er keine Nachfolger_innen gefunden. In Vorarlberg gibt es mittlerweile niemanden mehr, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt. Wenn allerdings bereits in der Ausbildung die Möglichkeit geschaffen wird, den Eingriff sicher zu erlernen, könnte dieser Mangel behoben werden. Wir fordern deshalb ein Freifach, in dem Student_innen an der MedUni Innsbruck die Möglichkeit haben, zu lernen, wie Schwangerschaftsabbrüche sicher durchgeführt werden.

Gratis Menstruationsartikel an allen Toiletten!

Etwa die Hälfte aller Student_innen menstruiert. Doch Periode ist nicht immer planbar und es ist deshalb notwendig, dass gratis Menstruationsartikel zur Verfügung gestellt werden. Periodenarmut ist ein Phänomen, das vor der Hochschule keinen Halt macht. Menstruierende Personen sollten sich aber nicht ausrechnen müssen, ob es sich am Ende des Monats ausgeht, Tampons oder Binden zu kaufen. Außerdem menstruieren nicht nur Frauen, auch nichtbinäre Personen und trans Männer brauchen Zugang zu kostenlosen Tampons und Binden. Deshalb fordern wir, dass gratis Menstruationsartikel auf allen Toiletten bereitgestellt werden. Menstruieren darf kein Luxus sein!

Laut für eine Uni für alle

Barrierefreies Studieren

Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf Hochschulzugang. Mo- mentan stehen ihnen aber vielerlei Hürden dabei im Weg. Wir fordern, dass diese Hürden abgebaut werden, damit Menschen mit Behinderungen ihr Recht auf Hochschulbildung ausüben können. Zum einen bedeutet das, dass die Teilnahme an Lehrveranstaltungen für alle möglich ist. Was braucht es dazu?

  • barrierefreie Hörsäle & Unigebäude
  • Möglichkeiten für Gebärdensprachdolmetschen
  • Möglichkeiten zur Online-Teilnahme und Printtextskripte
  • individuelle Prüfungsformate
  • Ausbau von Anlaufstellen für Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten

Genderneutrale Toiletten

Noch immer gibt es an den verschiedenen Standorten nur Frauen- und Männertoiletten. Nicht -binäre und trans Personen werden bei der Benützung von binären Toiletten jedes Mal vor eine schwierige Entscheidung gestellt. (Sexualisierte) Gewalt an öffentlichen Toiletten ist für trans Personen keine Seltenheit. Die vielen Abwägungen, die trans und nichtbinäre Personen treffen müssen, können dazu führen, dass sie keine öffentlichen Toiletten mehr benützen. Das darf allerdings nicht die Lösung sein! Genderneutrale Toiletten einzurichten ist teilweise kein großer Aufwand und kann trans Personen den Unialltag um einiges erleichtern. Wir fordern Unisextoiletten in der Nähe von allen Standorten der Medizinischen Universität Innsbruck.

Freie Namen- und Pronomenwahl

Noch immer gibt es keine Möglichkeit für trans, nichtbinäre und inter Personen, Namen und Pronomen an der Medizinischen Universität Innsbruck zu ändern. Dies funktioniert nur über eine offizielle Personenstandsänderung, die kostspielig und kompliziert sein kann. Wenn in Hörsälen der alte Name und die falschen Pronomen verwendet werden, ist das extrem belastend für Betroffene. Im schlimmsten Fall kann das sogar zu Gewaltsituationen gegenüber trans Student_innen führen. Das ist ein massives Problem, das einfach gelöst werden kann. Wir wollen, dass uns Studierenden hier keine bürokratischen Hürden im Weg stehen. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass alle Personen an der Medizinischen Universität Innsbruck ihren Namen und ihre Pronomen selbstständig angeben können.

Antidiskriminierungsschulungen für Lehrpersonal 

Wir Studierenden haben ein Recht darauf, in unserer Vielfalt anerkannt und respektiert zu werden. Leider sind Rassismus, Sexismus, Ableismus, Queerfeindlichkeit und andere Diskriminierungsformen immer noch viel zu oft Teil des Universitätsalltags. Wir fordern daher umfassende Diversitäts- und Antidiskriminierungsschulungen für das Lehrpersonal, um Diskriminierungsfällen vorzubeugen und eine Sensibilisierung für diese Themen zu schaffen. Diskriminierung darf an der Medizinischen Unversität Innsbruck keinen Platz haben.